Am späten 1.11. landeten wir in Lima und standen zunächst mal 2 Stunden in der Schlange zur Immigration (zugegeben gut unterhalten mit südamerikanischer Musik aus Bluetooth Boxen unserer Mit-Anstehenden), um dann all unsere Fingerabdrücke abzugeben.
Kurz vor Mitternacht kamen wir endlich mit dem Taxi im vereinbarten Hotel an, wo Linda und Marc auf uns warteten! (Die beiden waren trotz Jetlag noch zumindest in einem halb wachen Zustand). Welch eine Freude die beiden Berliner in Peru zu treffen und gemeinsam mit ihnen 3 Wochen das Land zu erkunden! Nach einem ersten Vino tinto (es sollte einer von vielen werden) war der grobe Reiseplan final abgesegnet (potentielle Durchfall-Tage mit einkalkuliert).
Am nächsten Tag ging es direkt weiter nach Ica, eines der Wein- und Pisco Anbaugebiete Perus. Doch durch unseren späten Aufbruch am Morgen schafften wir es leider nicht mehr, wie geplant, zu einer Verköstigung auf ein Weingut. Aber das peruanische Bier schmeckt ja zum Glück auch gut. Und egal wie untouristisch ein Ort ist, Flaschenbier ist immer zu finden.

Nach einer mäßig erholsamen Nacht (wir machten die Bekanntschaft eines peruanischen Hahns, der bereits ab 4 Uhr lautstark aktiv war und das gefühlt direkt vor unserem Fenster) ging es weiter nach Nazca, wo die geheimnisvollen Linien auf uns warteten. Das sind riesige, nur aus der Luft erkennbare in den Sand „gezeichnete“ Figuren in der Wüste, wie z.B. Menschen, ein Kolibri und ein Wal. Letzter wissenschaftlicher Stand ist wohl, dass sie 800 vor bis 600 Jahre nach Christus angelegt worden sind und es sich um Gestaltungen im Rahmen von Fruchtbarkeitsritualen der Paracas-Kultur handelt. Mit einer kleinen Propeller Maschine ging es kurvenreiche 30 Minuten über die wüstenartige Landschaft. Die Figuren waren eindrücklich zu erkennen, aber aufgrund fehlender Fixpunkte war eine Einschätzung der Größe völlig unmöglich. Dank der Internetrecherche im Voraus wussten wir von den vielen geflogenen Kurven und Wendungen und der hohen Anzahl an Menschen, die sich während des Fluges übergeben müssen. Ich entschied mich gegen den Flug, alle anderen nahmen schon prophylaktisch Medikation ein. Gebrochen hat zwar keiner, grün um die Nase waren sie aber alle nach der Landung 😉
Weiter ging es mit dem Nachtbus nach Arequipa, einer Stadt im Süden Perus (1 Mio. Einw.), die zwar wieder alle touristischen Annehmlichkeiten bot, aber auch mit Trubel und Verkehr verbunden war. Wir lernten die Unterschiede zwischen Lamas und Alpakas kennen und genossen unseren ersten Pisco Sour. Das Nationalgetränk Perus quasi, aus Pisco (Schnaps aus Trauben) mit Zitronensaft, Zuckersirup und Eiweiß. Am Abend aßen wir uns erst durch die verschiedenen Anden-Kartoffel-Sorten (die Inkas kultivierten einst 3500 Sorten) und lauschten im Anschluss einer peruanischen Rock-Live-Band in einer Kneipe, die abwechselnd englische Klassiker und spanische – wahrscheinlich auch Klassiker – spielte.
100 km von Arequipa entfernt liegt der 1200 m tiefe Colca-Canyon, den wir auf eigene Faust erkunden wollten. Mit dem Minivan ging es zunächst in das auf 3600 m gelegene Chivay (8000 Einw.) mit Zwischenhalt in heißen Thermalquellen. Dann mit dem local bus weiter ins kleine Cabanaconde, um am nächsten Tag unsere Wanderung zu starten. Von der Schluchtkante ging es zunächst 2 Stunden steil bergab ins Tal zum Rio Colca, dort über die Brücke und auf der Gegenseite die Schlucht zur Hälfte wieder hoch. Am Wegesrand entdeckten wir Avocadobäume ohne Ende, deren Früchte jedes unserer folgenden Essen verfeinern sollte. Nach 6 Stunden in der gnadenlosen Sonne erreichten wir erschöpft unsere Unterkunft, die sich als echter Glücksgriff raus stellte. Mit tollem Blick auf die Schlucht, nettem Vermieter und vor allem Ruhe fiel es nicht schwer eine weitere Nacht zu verweilen, als Marc krank wurde. Das Mieten eines Esels wurde dann doch nicht notwendig, da wir von dem einmal am Tag aus der Schlucht fahrenden Bus erfuhren. So trat die eine Hälfte unserer Reisegruppe am dritten Tag die aufregende Busfahrt an (einschließlich Reifenwechsel auf der Hängebrücke bei voll besetztem Bus), die andere brach um 5.45 Uhr morgens zum Aufstieg aus dem Tal auf, um der Sonne zu entgehen. Das gelang zwar nur für genau eine Stunde, bot aber trotzdem einen neuen wunderschönen Blick in den Canyon. Und das die meiste Zeit ganz ohne andere Menschen.
Den folgenden Tag verbrachten wir im Bus nach Puno, zum Titicaca See. Wir schliefen auf 4000 m Höhe, was uns trotz der langsamen Akklimatisation über die letzten Tage ganz schön zum Schnaufen brachte. Unser Hotel lag auf einer Anhöhe mit Blick auf den See und wir verbrachten einen wunderschönen Tag mit Spazieren gehen, Nichtstun und Füttern der hoteleigenen Alpaka Herde. Unsere Entscheidung gegen die unglaublich touristisch klingenden Angebote des Sees bereuten wir keine Minute.