Sooo…die Zivilisation hat uns wieder! Nach 32 Tagen Roadtrip durch Patagonien (Spoiler-Alarm: es war traumhaft!) haben wir heute unseren Campervan abgeben müssen und versuchen uns nun wieder an Menschenmassen und Verkehrslärm zu gewöhnen.
In der Zwischenzeit habe ich meine fast vergessenen Notizen noch schnell zu einem kurzen Rückblick auf Peru zusammengefasst. Zu Beginn unserer Reise waren die einzelnen Länder Südamerikas nur irgendwelche Namen. Aber nun hat sich nach mehreren Wochen in den verschiedenen Ländern doch ein Bild im Kopf geformt und man merkt, wie unterschiedlich sie sind.
Das Erste, was uns in Peru auffiel, ist das völlig veränderte Bild der Bevölkerung auf der Straße. Das liegt am großen Anteil der indigenen Bevölkerung, die hier ca. 45 % ausmacht. Im Vergleich dazu sind es z.B. in Kolumbien nur etwa 4 %. Neben der offensichtlich dunkleren Hautfarbe tragen sie meist ihre traditionelle bunte Kleidung, die bei den Frauen aus vielen weiten Röcken besteht. Die häufig langen dicken schwarzen Haare sind zu Zöpfen geflochten. Männer und Frauen tragen ausgefallene Hüte (meist aus Filz), die sich je nach Region in Form und Farbe verändern. In unserem Sinne „schick“ und knapp bekleidet wie in Kolumbien ist hier quasi niemand mehr. Die um den Oberkörper geknoteten Tragetücher auf dem Rücken der Frauen sind grundsätzlich voll gefüllt, meist mit Kleinkind oder Feldfrüchten. Es passiert auch schonmal, dass man im Minivan ein Lämmchen zum Nachbarn hat (das den Bus vollkackt).
Insgesamt sind die Menschen weiterhin freundlich, aber kein Vergleich zu den eher extrovertierten und neugierigen Kolumbianern.
Man bemerkt schnell eine grundsätzlich etwas fortgeschrittenere Entwicklung, die mit einem leicht höheren Preisniveau einhergeht. Die Straßen sind in der Regel besser befahrbar und auf längeren Busfahrten werden Mahlzeiten verteilt (wie im Flugzeug). Über die landesweit empfohlene Maximalgeschwindigkeit von 90 km/h wird zwar überall informiert, daran halten tut sich der gemeine Minivan-Fahrer aber nicht. Der ab 91 km/h auftretende, permanent laute Signalton scheint auch niemanden zu stören, geschweige denn davon abzuhalten, schneller zu fahren.
Eine für uns etwas ungelegene Eigenart der peruanischen Taxifahrer scheint es zu sein, schon vor der vereinbarten Abfahrtszeit am Treffpunkt auf einen zu warten.

Ganz gleich ob Restaurant, Hotellobby oder Markthalle – überall wird man mit Panflötenmusik beschallt. Meist erkennt man nach wenigen Sekunden die englischen Originale, darunter die Klassiker „Hey Jude“, „Time will go on“ oder „I will always love you“. Zum reinhören können wir „Die Magie der Panflöte 2“ aus der unvergleichlichen Reihe „Panflötenträume“ empfehlen. Bei weiteren Fragen könnt ihr euch vertrauensvoll an Herrn Henning wenden, der sich Gerüchten zufolge aktuell im Studio zur Aufnahme seines Debut-Albums befindet.
Was wir mehrmals am Abend beobachten konnten, waren Menschengruppen, die sich auf Plätzen im Freien getroffen und zu lauter Musik anscheinend Tanzchoreographien einstudiert haben. Dabei gab es junge Mädels, die zu schnellen Popsongs tanzten, aber auch ältere Paare die auf traditionellere Musik einen Volkstanz einübten.

Im Vorfeld war uns oft das peruanische Essen angepriesen worden. Die Küche sollte hinsichtlich Vielfalt und Gewürzen weitaus besser als die der nördlichen Nachbarn sein. Das haben wir so nicht nachvollziehen können. Eine klassische warme Mahlzeit bestand weiterhin aus einer Suppe und Hühnchen mit Reis, was solide lecker war, aber eben nicht bemerkenswert anders als in Kolumbien oder Ecuador. Die riesige Auswahl an exotischen Früchten in Kolumbien war nicht mehr vorhanden, dafür bekamen wir fast täglich Avoacdo und zum ersten Mal Quinoa. Und nach Galapagos kamen wir im Colca Canyon wieder zu reichlich Fisch (Forelle). Natürlich gab es in Cusco, der Touristenhochburg (wie in Medellin auch) eine riesige Auswahl an eher gehobenen Restaurants für Touristen, wo wir es uns gut gehen ließen (neben Alpaka und Meerschweinchen z.B. auch spanische Tapas).
Tobi und ich haben uns über das peruanische „Brot“ gefreut, das uns deutlich besser schmeckte als das zuvor in Kolumbien. Diese Feststellung entsetzte Marc und Linda noch mehr als das eigentliche Brot 😉