Chilenisches Seengebiet

Wir genossen das gemütliche und wunderschöne Örtchen Puerto Varas und versuchten, uns wieder an Zivilisation und Leben im Hostel zu gewöhnen. Neben einem Spaziergang an der Uferpromenade mit fantastischem Ausblick auf den geradezu perfekt geformten Volcán Osorno verbrachten wir viel Zeit in unserem tollen Hostel mit Garten, in dem es sogar kostenlosen Kuchen für die Gäste gab … Das große Erwachen kam am dritten Morgen, als wir wieder mit Rucksack zur Bushaltestelle laufen mussten …

Vulkan Osorno
Vulkan Osorno

Nördlich von Patagonien schließt sich das chilenische Seengebiet an, das mit seiner grünen Natur und schneebedeckten Vulkanen lockt. Schweren Herzens hatten wir uns aber entschieden, sowohl die chilenische Insel Chiloé als auch das argentinische Bariloche – beides wohl landschaftlich sehr schöne und für Outdooraktivitäten bekannte Orte – aus Zeitgründen von unserem Reiseplan zu streichen. Die sieben Wochen in Patagonien machten sich so langsam im Kalender bemerkbar …

Nächstes Ziel war damit Valdivia, eigentlich nur, um die lange Busfahrt nach Pucón zu unterbrechen. Ehrlicherweise hat uns die Stadt, die für seine von einem Deutschen gegründete Brauerei bekannt ist, nicht allzu gut gefallen, war zu laut und zu groß. Nach einem kurzen Spaziergang über den lokalen Fischmarkt verbrachten wir den Rest des Tages am Flussufer in der Sonne.

Schon am Folgetag brachen wir auf nach Pucón, was ebenfalls wunderschön an einem Seeufer gelegen ist, das wir später bei Sonnenuntergang im Kayak erkundeten.

Kayak auf dem Lago Villarrica
Kayaken auf dem Lago Villarrica vor Pucón

Im Örtchen selbst schlenderten wir die Gassen entlang und ließen es uns mit Kaffee und Kuchen gut gehen. Weiterhin ist der deutsche Einfluss der damaligen Siedler bemerkbar, überall wird „Kuchenes“ – also das deutsche Wort Kuchen, mit der spanischen Endung -es für den Plural – angeboten. Neben den südamerikanischen Dulce de Leche Tortenbomben gab es auch viel wirklich klassischen deutschen Streuselkuchen.

Unser Highlight in Pucón war die Besteigung des 2847 m hohen, aktiven Vulkans Villarrica bis zum Rand des Kraters, der zuletzt 2015 gleich mehrmals ausgebrochen ist. Ausgerüstet mit Schutzkleidung, Gasmaske, Eispickel und Steigeisen wird man früh am Morgen an den Fuß des Berges gebracht und macht sich über die nächsten Stunden an den Aufstieg von 1450 Höhenmetern. Zunächst beginnt die Strecke mit staubigem, eintönigem Geröll, so dass wir guten Gewissens die Liftanlage (ähnlich einem uralten Skilift in Europa) für die ersten 400 Höhenmeter nahmen. Weiter ging es im Gänsemarsch bis zur Schneegrenze, wo wir neben den Steigeisen auch wärmere Kleidungsschichten anlegten. Das war für mich der schönste Teil: die faszinierenden Schneefelder des Gletschers. Was anfangs nach perfektem Sonnenschein ausgesehen hatte, verwandelte sich zu unglaublich starken Windböen, die einem das anspruchsvolle Gehen im Schnee zusätzlich erschwerten.

Kurz unterhalb der Spitze beginnt dann das Vulkangeröll und bald mussten wir unsere Gasmasken anlegen – man kommt sich wirklich bescheuert vor, aber es hilft gegen das Brennen beim Einatmen und den Schwefelgeruch. Am Kraterrand konnten wir aufgrund von Wolken und Rauch leider keine Lavaströme oder ähnliches sehen, aber es war trotzdem eine eindrücklich raue und unwirkliche Landschaft. Aufgrund gesundheitlicher Risiken dürfen die Touristen nur wenige Minuten am Kraterrand bleiben.

Das Beste sollte mit dem Abstieg noch folgen: In vorgegebenen „Kanälen“ im Schnee ging es auf runden Plastik-Tellern in einer langen Rutschpartie nach unten. Ehrlicherweise hätten wir auch nur hierfür den Eispickel gebraucht, nämlich zum Bremsen. In wenigen Minuten waren wir 550 Höhenmeter tiefer und fast zurück am Auto.

Von dem Abenteuer erholten wir uns noch am nahegelegenen Strand des Lago Caburgua, bevor es mit dem Nachtbus nach Santiago ging.

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