Unser Reisetempo hatten wir ja seit dem chilenischen Seengebiet deutlich erhöht, bzw. Ziele ausgelassen, um den Straßenkarneval in Buenos Aires zu erleben. Da kommt einem nicht entgegen, dass Argentinien ein riesiges Land ist, was einem klar wird, wenn man sich zwar grob in der selben Ecke befindet, aber die Hauptstadt immer noch knapp 1300 km entfernt ist. Das nächste Ziel war aber zunächst die mit 1,3 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Argentiniens, Córdoba, in der gleichnamigen Provinz. Die ca. 600 km legten wir, um mehr Zeit in der Stadt zu haben, wieder im – glücklicherweise letzten – Nachtbus zurück.
Córdoba ist eine lebhafte Stadt, die sehr mediterran wirkt und dank mehrerer Universitäten eine große Kunst- sowie Kneipen- und Restaurantszene hat. Dem Lonely Planet zufolge gibt es auch eine tolle Auswahl an Clubs, aber man ist ja nicht mehr der Jüngste und ein Tag voller Herumschlendern, Kaffee- und Biertrinken in der Hitze geht nicht spurlos an einem vorüber.
Einen Ausflug in die Umgebung hatten wir zwar überlegt, waren dann aber so angetan von der Stadt selbst und dem kulturellen Angebot, dass wir es nur in verschiedene Viertel im Umkreis des Zentrums geschafft haben. Sobald man die populären Stadtteile verlässt, merkt man den Unterschied zu einer Stadt in Spanien, denn die Armut signifikanter Anteile der Bevölkerung Argentiniens ist spätestens abseits der touristischen Attraktionen deutlich sichtbar.
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs gab es in Córdoba große Proteste für eine Legalisierung der Abtreibung, die bisher nur bei Gefährdung des Lebens der Mutter oder bei Vergewaltigung zugelassen ist. Die zum Großteil weiblichen Demonstrantinnen tragen als Symbol grüne Tücher, die man auch außerhalb von Demonstrationen immer wieder sieht. Die Proteste selbst scheinen – so weit wir das gesehen haben – ähnlich wie in Chile zu laufen: Es gibt Musik, street food Verkäufer sammeln sich in den Randbereichen und die Stimmung ist trotz ernster Themen gelöst und friedlich.

Um uns eine weitere Nachtbusfahrt zu ersparen, nahmen wir am 21.02. spätnachmittags einen Bus nach Rosario, womit wir auch die Top 3 der größten Städte Argentiniens abhaken konnten. Die Stadt hat auf dem Papier nicht sonderlich viel zu bieten, bis darauf, dass hier 1812 wohl zum ersten Mal die Flagge Argentiniens im Rahmen der Unabhängigkeitsbestrebungen gehisst wurde.
Zu Ehren diesen Umstands wurde 1957 das Monumento Nacional a la Bandera (nationales Flaggen-Monument) eingeweiht, vor dem – wie in allen größeren Städten – eine riesige Version der argentinischen Flagge weht. Ironischerweise schafften wir es aber nicht bis zu dem Denkmal, weil wir zu viel Zeit an der überraschend hübschen Promenade des Río Paraná verbrachten und uns der Hunger dann in die andere Richtung trieb.

Zum Glück muss man sagen, denn unser sehr netter Kellner verbot uns, die Stadt zu verlassen, wenn wir nicht vorher das beste Eis Argentiniens in einer Eisdiele zwei Straßen weiter versuchen würden. Challenge accepted – nach einem kleinen Entscheidungsdrama bei einem von uns (angesichts zu vieler vielversprechender Sorten) verließen wir den Laden mit monströsen Kugeln in ausnahmsweise sogar leckeren Waffeln. Das Eis selbst hielt den hohen Erwartungen stand und war wirklich das beste, das wir je gegessen hatten. Sorry, Oecher Eistreff.