Die vier Tage vor unserem Flug auf die Nordinsel verbrachten wir erneut in Christchurch, das uns bei diesmal gutem Wetter noch besser gefallen hat. Wir freuten uns mit den Neuseeländern über die wieder geöffneten Cafés & Restaurants und genossen unsere „eigenen“ vier Wände im Airbnb (ohne sieben-köpfigen Pfarrerhaushalt um uns herum).
Am 19.5. landeten wir dann in Auckland und nahmen unseren neuen Campervan in Empfang, den wir für vier Wochen kostenlos nutzen durften. Großartigerweise war der auch noch aus einer anderen Preiskategorie, was ein kleines Upgrade an Komfort für uns bedeutete. Anfangs hatten wir keine zu großen Erwartungen an die Nordinsel Neuseelands, noch dazu im Herbst/Winter und waren vor allem froh, uns überhaupt wieder fortbewegen zu können. Aber wir wurden (erneut) positiv überrascht.
Los ging‘s Richtung Norden, entlang an der wunderschönen Ostküste bei anfangs traumhaftem Wetter. Auch wenn es (für uns zarte Pflänzchen) im Spätherbst zu kalt zum Reinspringen war, zeigte sich der Pazifik in besten Blau-Türkis-Tönen und wir genossen Strandwanderungen und Küstenörtchen teils im Tshirt.
Erst auf dem Weg zu Cape Reinga, der nördlichen Spitze Neuseelands, wo sich Pazifik und Tasmanische See treffen, bekamen wir einen kleinen Dämpfer. Das Kap war im Rahmen der Coronamaßnahmen immer noch geschlossen – was uns bei einem Aussichtspunkt im Freien nicht ganz einleuchtete.
Generell hatten die meisten Einrichtungen wieder geöffnet, wenn auch mit veränderten Öffnungszeiten, was in der Regel online einsehbar war. Neben der „Standard-Extrovertiertheit“ der Neuseeländer waren diesmal auch alle höchst erfreut, dass wir uns für‘s Bleiben entschieden hatten (und jetzt Geld ausgaben). Wahrscheinlich wurden wir deutsche Touristen selten so vermisst 😉 Für uns bedeutete das z.B. auch keine Eintrittsschlangen und viel freier Platz auf den besten Campingplätzen, insbesondere auf den kostenlosen sog. freedom campsites, die sonst üblicherweise ab dem frühen Nachmittag voll belegt sind (was unserem unorganisierten Reisen deutlich entgegen kam).
An der Westküste ging es wieder südlich Richtung Auckland zurück. Dieser Teil wird bereits im Lonely Planet als teilweise „economically depressed“ und „gritty“ bezeichnet. Höhepunkt der Region ist der erhaltene Kauriwald mit seinen bis zu 2000 Jahre alten Bäumen. Einen davon, Tane Mahuta (benannt nach dem Maori Gott des Waldes) konnten wir begutachten. Zu unserem Eindruck beigetragen hat sicher auch der strömende Regen, aber der 51 m hohe Baum hinter der Absperrung konnte uns ehrlicherweise nicht so richtig aus den Socken hauen.
Als wir am Abend auf einem vom Departement of Conservation ( = u.a. für die Nationalparks zuständiges Ministerium) ausgewiesenen Campingplatz parkten, erlebten wir eine etwas seltsame Situation. Im Dunkeln kam ein junger Mann mit Stirnlampe auf uns zu (vom Eindruck her angetrunken), und erklärte uns, dass wir hier nicht bleiben könnten. Es sei kein offizieller Campingplatz, sondern Land, das rechtmäßig den Maori gehören würde und sein Stamm verhandele dies auch mit der Regierung. Es sei ein Fehler, dass man uns Touristen so etwas erzählen würde, denn eigentlich herrsche Krieg. Es blieb zwar bei einem etwas wirren Gespräch ohne jegliche Aggressivität, aber es hinterließ ein unangenehmes Gefühl an dem Abend.

Ansonsten ist unser Eindruck vom Umgang des heutigen Neuseelands mit der Maori-Kultur sehr positiv: Die Sprache mit den vielen Vokalen ist allgegenwärtig und seit 1987 Amtssprache, historische Stätten sind mit Info-Tafeln ausgeschildert und der öffentliche Zugang zu traditionell heiligen Orten ist gesperrt. Etwa 15 % der neuseeländischen Bevölkerung (ca. 600.000 Menschen) sind Maori und im Vergleich zu anderen indigenen Völkern ist ihre Situation sicherlich gut. Trotzdem scheint es weiterhin viele Gräben zu geben; Maori sind in der sozialen Unterschicht überproportional vertreten, haben eine geringere Lebenserwartung und Kinder sind häufiger in staatlicher Fürsorge. Die Landenteignungen im 19. Jahrhundert durch die Kolonialmacht Großbritannien befinden sich noch in der Aufarbeitung.

Bei anhaltendem Regen unterschiedlicher Intensität fuhren wir ohne Stops weiter bis Auckland. Am Morgen wurden wir dort zwar von Pukekos begrüßt, aufgrund der weiterhin schlechten Wetter-Vorhersage entschieden wir uns aber weiterzufahren und die Stadt selbst zu überspringen.