Otago

Als vorbereitete Touristen *räusper*, hatten wir uns belesen und auf dem ebay Kleinanzeigen Äquivalent Schneeketten für Grace ersteigert, da die hier wohl im Winter immer wieder notwendig und vor allem auf einigen Straßen gesetzlich vorgeschrieben sind. Nachdem wir die in Christchurch, dem wirtschaftlichen Zentrum der Südinsel, abgeholt hatten, ging es weiter die Küste entlang nach Oamaru.

Oamaru Victorian Precinct

Die heute 13.000 Einwohner große Stadt war 1880 genauso groß wie Los Angeles zu der Zeit, nachdem sie mit einer revolutionären Innovation reich geworden war: dem Verschiffen von tiefgekühltem Fleisch. Die fetten Jahre hielten nicht lange und Ende des 19. Jahrhunderts war die Stadt pleite. Überlebt haben einige wunderschöne viktorianische Gebäude, die heute mit antiquarischen Buchhandlungen, secondhand-Läden und schrulligen Ausstellungen gefüllt sind.

Der Ort nennt sich selbst Hauptstadt des Steampunks, was sich thematisch gut in die erhaltenen industriellen Gebäudefassaden des Hafenviertels einfügt. Im Steampunk Headquarter erkundeten wir mehrere voll gestopfte Räume mit allen möglichen blinkenden und dampfenden Maschinen, deren Schalter und Hebel man bedienen konnte. “Das Portal”, das einen auf Knopfdruck in eine alternative Dimension bringt, verbuchten wir unter leicht psychedelische Erfahrung …

Auf Empfehlung unseres Hostels machten wir nach Einbruch der Dunkelheit einen Spaziergang am Hafen entlang. Wir hatten selbst nicht so richtig daran geglaubt, aber tatsächlich watschelten direkt vor unseren Füßen Pinguine über den Weg! Die kommen im Schutz der Dunkelheit zurück an Land, nachdem sie tagsüber im Meer fischen waren. Trotz vom DOC abgesperrter Areale zum Nisten und kilometerlanger, unbesiedelter Küste haben sie sich teilweise Löcher in Hausmauern zum Nisten gesucht.

Bevor wir nach Dunedin aufbrachen, gab es zum Frühstück noch Eifler Landbrot, von einer ehemals aus Aachen stammenden Bäckerfamilie.

Dunedin ist das “Edinburgh des Südens”, 1848 von Schotten gegründet und Sitz der ältesten Uni Neuseelands. Die charmante Stadt mit ihrem Kulturangebot und studentischer Atmosphäre machte es uns sehr leicht, mehrere Tage dort zu verbringen. Nach Christchurch hatten wir das erste Mal wieder das Gefühl, in einer belebten Stadt zu sein und nicht in einem verträumten Örtchen, das vor allem wegen einer speziellen Attraktion Touristen anzieht.

Direkt an die Stadt angrenzend liegt die Otago Halbinsel, die landschaftlich mit ihren Buchten und Stränden im Sommer wahrscheinlich noch besser weg kommt. An der nördlichen Spitze befindet sich die einzige auf Festland nistende Königsalbatros-Kolonie der Welt, der wir spontan einen Besuch abstatteten.

Otago Halbinsel

Ursprünglich stand der Albatros gar nicht auf unserer must-see Liste, aber irgendwie wollten wir dann doch die Chance nutzen, nah an die riesigen Vögel (Flügelspanne über drei Meter!) heran zu kommen und es hat sich gelohnt.

Größenvergleich: Helena vs. Albatros (in rot)

Von einer Plattform aus konnten wir drei junge Albatrosse in ihrem Nest und zu unserem Glück Eltern beobachten, die nur alle paar Tage vom Meer zur Fütterung vorbei kommen. Dafür „klopfen“ die Jungen mit ihrem Schnabel auf den der Eltern, was wohl reflexartig zum Hochwürgen der Nahrung führt.

Albatrosse: Junges im Nest, Elternteil in der Luft

Zum Zeitpunkt unseres Besuchs waren die Jungen fast ein Jahr alt und damit kurz vorm Verlassen des Nestes. Bis dahin bewegen sie sich quasi keinen Meter und werden voll umsorgt. Besonders gut hat uns die „erzieherische Maßnahme“ der Eltern gefallen, nur bis auf einen Meter Abstand zum Nest zu kommen, damit sich ihr Teenie ein paar Schritte bewegen muss … Wie die Live Kamera des DOC zeigt, haben die Jungen sich mittlerweile wohl auf den Weg nach Südamerika gemacht 😀 Die über 10.000 km lange Strecke legen sie in nur ca. zwei Wochen und völlig selbstständig zurück.

Von der Küste brachen wir anschließend auf ins Landesinnere, nach Alexandra. Tobi hatte eine Tageswanderung in der Old Man Range auf knapp 1700 m Höhe ausgesucht. Grace brachte uns auf einem Farm-Zufahrtsweg anstandslos bis auf 1200 m Höhe, von da an ging es zu Fuß durch eine Schneelandschaft bis zum Gipfel, dem Obelisken.

Übernachtet haben wir in einem Airbnb, bei einer Familie, die neben zwei hyperaktiven Hündinnen auch Ziegen hält. Bevor wir aufbrauchen, durften wir zu meiner großen Freude beim Füttern der neuen Zicklein mit der Flasche helfen.