Wanaka

Die Stadt wäre eins von den Zielen gewesen, das wir auch in den ursprünglich geplanten sechs Wochen Neuseeland besucht hätten. Wanaka liegt in den southern alps und gilt als der kleine, ruhigere Bruder von Queenstown, dem selbsternannten Home of Adventure.

Der Ort wirkt größer als das die knapp 9000 Einwohner vermuten lassen, denn er hat wegen seiner traumhaften Lage am Lake Wanaka und umgeben von Bergen viele Unterkünfte für die Massen an Touristen, die hier normalerweise sowohl im Sommer als auch im Winter hier sind.

Die internationalen Touristen fehlten bis auf wenige Ausnahmen, aber im Vergleich zu dem verschlafenen Rest von Otago, durch das wir die letzten Tage gefahren und gewandert waren, wirkte Wanaka sehr lebhaft. Der Hausberg, Mount Iron, ist eher ein Hügel, der einen schönen Blick über die Stadt mit dem dahinterliegenden See und den Gipfeln des Mount Aspiring Nationalparks bietet.

Die Auswahl unseres Hostels fiel leicht, weil Helena schon bei ihrer Neuseeland-Reise 2009 das beste gefunden hatte: In der Lounge der Jugendherberge in Wanaka kann man am Ofen sitzend der Sonne über dem See beim Untergang zuschauen. Jugendherbergen in Neuseeland sind übrigens Unterkünfte wie alle anderen Hostels und nicht, wie in Deutschland, mit geführter Küche (und Hagebuttentee zum Frühstück).

Wir hatten uns eine ganze Woche in Wanaka eingenistet und verbrachten die meisten Tage in strahlendem Sonnenschein mit dem Klettern auf diverse, mehr oder weniger anspruchsvolle, Berge in der Umgebung. Der diesjährige Winter ist sehr mild, so dass die meisten Wanderungen sich nicht groß von einer Tour in den Alpen im Sommer unterschieden. Normalerweise lassen sich viele Touren im Juli und August nur mit Steigeisen und Eispickel oder gar nicht machen, wir hatten lediglich auf den Gipfeln und den Südseiten etwas Schnee und manchmal auch Eis.

Einschränkend muss man sagen, dass wir unsere Touren auch danach ausgewählt hatten, es gab eine ganze Reihe von insbesondere mehrtägigen tramps, die tiefer in den Nationalpark gingen, wo anscheinend mehr Schnee lag. Wie viel genau, war leider nicht gut herauszubekommen. Das DOC, das in Wanaka ein Informationszentrum hat, empfiehlt im Winter kategorisch, nur mit entsprechender Ausrüstung tiefer in den Nationalpark zu starten, weil das Wetter in den Bergen schnell umschlagen könne. Leider ließen sich vor Ort keine Steigeisen und Eispickel mieten und der Kaufpreis war dann doch größer als die Motivation, zu den abgelegeneren Hütten zu kommen.

Was dazu kam, war allerdings auch die Tatsache, dass die meisten dieser Wege lange durch Täler unterhalb der Baumgrenze führen. Das und die Aussicht auf Hütten ohne Ofen oder Brennmaterial lenkten unsere Energie in andere Bahnen: Helena hatte bereits im Vorfeld Neuseelands (einzige?) Loipe in der Gegend entdeckt. Die liegt auf 1500 m, daher waren wir etwas skeptisch, denn wir waren wandernd schon höher schneefrei gewesen.

Helena beim Langlauf

Die Homepage der Anlage verkündete, dass Schneeketten verpflichtend mitzuführen seien. Wir hatten immerhin welche, aber keine genaue Ahnung, wie man sie anlegt. Zwei Youtube-Videos später hätten wir es gefühlt blind im Schneesturm machen können und machten uns also auf.

Nach einer halben Stunde mit Grace über eine Schotterpiste den Bergkamm hinauf wurden wir positiv überrascht: Es war immerhin mehr Schnee als Landschaft zu sehen. Das Ausleihen der Ausrüstung ging schnell, weil wir in dem Moment die einzigen waren und dann ging es los. Die Loipe war nur zur Hälfte gut gespurt, und das auf und ab auf der Schleife, die wir uns ausgesucht hatten, machte der Snowboarderin unter uns doch zu schaffen – aber auch der Skifahrer lag bergabwärts mehr als einmal auf der Nase.

Tobi beim Langlauf

Am Scheitelpunkt gab es einen kurzen Snack in einer Hütte, zu der man in einem „richtigen“ Winter auch mit Schneeschuhen wandern kann. Das hatten wir eigentlich auch noch geplant, aber spätestens auf dem Rückweg verworfen, weil die Schneedecke auf dem rückführenden Teil der Loipe und drumherum immer dünner wurde und an vielen Stellen nur noch aus Matsch oder Eis bestand.

Mittagspause an der Bob Lee Hut

Nach einer Woche Wanaka waren wir fast ein bisschen wehmütig, dass es schon in Richtung Queenstown weiterging.