Argentinisches Patagonien

Am 1.12. ging unser Flug von Lima (wo wir am Flughafen unser restliches peruanisches Bargeld in eine riesige Menge Kinder Schokolade investierten – was man eben so vermisst…) nach Santiago de Chile und in einem kleinen Hostel am Flughafen (betrieben von einem ursympathischen Kolumbianer) trafen wir gegen Mitternacht Annette, meine ehemalige Lieblingskollegin aus dem Kinderspital St. Gallen. Nach all den (feucht)fröhlichen Abenden in der Schweiz freuten wir uns riesig darauf, einen dreiwöchigen Urlaub am anderen Ende der Welt mit ihr zu verbringen.

Für Patagonien gibt es laut Wikipedia keine genaue festgelegte Abgrenzung. Es bezeichnet gleichzeitig die geographische Region und die politischen Bezirke im südlichen Chile und Argentinien. Teilweise wird auch das noch weiter südlich gelegene Feuerland dazu gezählt.
Zu dritt flogen wir zunächst in den chilenischen Teil Südpatagoniens, um von dort mit dem Bus weiter nach Argentinien zu fahren (wenn man es sich auf der Karte anschaut, macht es tatsächlich Sinn).

Karte Patagonien

Das Passieren der Grenze zwischen diesen beiden Ländern mit einem voll besetzten Reisebus ist tatsächlich gängig und unproblematisch, nur zeitaufwändig. An der Grenze Chiles steigen zunächst alle Fahrgäste aus und lassen sich nacheinander vom chilenischen Grenzbeamten die Ausreise im Pass mit Stempel bescheinigen. Dann steigen wieder alle ein, der Bus fährt 2 km durchs „Niemandsland“ und an der argentinischen Grenze beginnt das Spiel von vorne. Alle steigen aus und bekommen vom argentinischen Grenzbeamten einen Stempel mit Einreisedatum in den Pass.

Nach 6 Stunden erreichten wir unser Ziel El Calafate, mit ca. 21.000 Einwohnern eine der größeren Siedlungen der Region. Von hier aus besuchten wir zunächst den absolut beeindruckenden Perito Moreno Gletscher. Wir hatten keine allzu großen Erwartungen, aber der Anblick haute uns alle drei ehrlicherweise um. Über hölzerne Laufstege gelangt man zum 60 m hohen und 5 km breiten Gletscher, der in seiner Größe als stabil gilt. Kurzerhand kauften wir auch noch Tickets für die touristische Bootstour, um dem Giganten noch ein Stückchen näher zu kommen. Glücklicherweise „kalbte“ (das Abbrechen von riesigen Eisstücken) der Gletscher auch noch mehrmals während unserer Fahrt und wir konnten das aufregende Spektakel nicht nur sehen und hören, sondern auch die dadurch entstehende, überraschend starke Flutwelle auf dem Boot erleben. Unser Picknick am Gletschersee mit vorbei schwimmenden Eisschollen rundete den Tag ab.

Nach den Touristenmassen am Gletscher brachen wir am Folgemorgen auf eigene Faust in einen abgelegeneren Teil des Nationalparks auf, zum 45 km entfernten Lago Roca. Hier bekamen wir das erste Mal den patagonischen Wind zu spüren, der uns fast abheben ließ (angeblich bis zu 100 km/h). Wir verbrachten den sonnigen Tag mit einem ausgedehnten Spaziergang am Seeufer sowie einem wohlverdienten Mittagsschlaf nach unserem Picknick im Windschatten. Im Gegensatz zum Vortag mussten wir unsere fantastische Umgebung nur mit einer Herde Kühen teilen. Und Dank Annette kamen Tobi und ich sogar noch in den Genuss von deutschem Lebkuchen und Spekulatius – ein Träumchen!

Lago Roca
Lago Roca
Lago Roca
Lago Roca

Weiter ging es in das drei Stunden nördlich gelegene El Chaltén (ca. 1600 Einwohner), in das wir uns schnell verliebten und wo wir insgesamt eine Woche verbrachten. Die Beliebtheit des angrenzenden Nationalparks sorgt für alle touristischen Annehmlichkeiten, ansonsten wirkte das kleine Örtchen weiterhin ziemlich verschlafen. Wir gönnten uns unsere eigene kleine Cabaña und ich konnte mein Advents-Fernweh mit aufgehängter peruanischer Weihnachtsdeko und Plätzchen backen ausleben. Großartigerweise waren selbst in dem kleinen Dorf Lasagne-Platten und beste argentinische Rotweine erhältlich.

Quasi direkt vor der Haustür starteten die Wanderwege zu den erstaunlichen Zielen des Nationalparks Los Glaciares. Hinzu kam großes Glück mit dem Wetter, das uns beste Aussicht auf die charakteristischen Zacken des Mt. Fitz Roy gewährte. Unsere 2- tägige Wanderung mit Übernachtung in gemieteter Campingausrüstung stellte sich als gute Proberunde für die noch bevorstehende Mehrtages-Wanderung im Torres del Paine Nationalpark heraus. Wir lernten, wie wichtig eine gute Iso-Matte ist, welche großen Mengen an Snacks man vernichtet, wenn man den ganzen Tag draußen unterwegs ist und wie sich jedes zusätzliche Gramm auf dem Rücken nach kurzer Zeit bemerkbar macht.

Den Abschluss in El Chaltén bildete ein Tagesausflug zum Cagliero Gletscher. Nach zweistündiger Wanderung durch den Wald folgte ein 90 minütiger Klettersteig und erst dann wurden die Steigeisen angeschnallt und wir genossen einen ca. 1,5 stündigen Spaziergang auf dem Eis, der gefühlt viel zu schnell vorbei ging.

Nach einem erneuten Zwischenstopp in El Calafate, den wir zum Groß-Einkauf für Torres del Paine nutzten (Argentinien ist etwas günstiger als Chile und außerdem hatten wir in Chile selbst nicht mehr all zu viel Zeit übrig) traten wir den Rückweg nach Puerto Natales in Chile an.

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