Wein und Käse

Nach Salta ging es ins heiße und trockene Cafayate (11.000 Einwohner), das angeblich an 360 Tagen im Jahr Sonnenschein genießt.

Cafayate
Cafayate

Unser erster Tagesausflug ging in die Quebrada de las Conchas (Schlucht der Muscheln), ein landschaftlich interessanter Talabschnitt mit eigentümlichen Felsformationen. Da wir uns wie immer erst am Vorabend darum kümmerten, war die Auswahl der Leihfahrräder nur noch recht beschränkt und wir mussten nehmen, was zu kriegen war. Der erste Fernbus am Morgen brachte uns mit unseren Zweirädern zur ersten Sehenswürdigkeit, der 50 km entfernten sogenannten Garganta del Diabolo (Teufelsschlucht).

Von dort aus machten wir uns auf den Rückweg durch die sehenswerte Landschaft, mit vielen Fotostops an den diversen, stark beworbenen Felsformationen. Unser beider Favorit war wohl „Die Kröte“. Die Strecke an sich war geteert und ging häufig bergab, aber die Hitze und die schlechten Fahrräder machten es zu einer anspruchsvollen Tagestour.

Am nächsten Tag meldete sich unser Hintern lautstark zu Wort, weswegen wir für den Besuch des kleinen Weinguts Finca las Nubes das Fahrrad gegen ein Taxi eintauschten. Die am Weinhang liegende „Finca in den Wolken“ ist leider unerwartet und ganz unromantisch nach einem amerikanischen Filmdrama aus den 90ern benannt (Dem Himmel so nah), in der besagtes Landgut auch noch abbrennt.

Finca las Nubes
Finca las Nubes

Die Region um Cafayate ist bekannt für seinen Weißwein, den Torrontes. In der (diesmal wirklich aus Probierschlucken bestehenden) Weinprobe fanden wir ihn überraschend lecker, entfernt an Riesling erinnernd. Als der junge Inhaber hörte, dass wir aus Deutschland kommen, fing er an, von Eiswein zu schwärmen. Ein unerreichbares Mysterium für ihn im heißen Argentinien. Er erklärte uns, dass es bei den zuckerliebenden Argentiniern eigentlich noch keine Weinkultur gebe und seine Landsleute erst noch lernen müssten, Wein zu trinken und zu genießen. Daher produziere er Weine verschiedener Qualität, lange im Fass gereift vs. frühe Flaschenabfüllung, mit entsprechend unterschiedlichen Preisen und Zuckergehalt. Mit seinen Neffen trinke er nur den billigen Wein, denn die würden sowieso Cola dazu kippen. Bei seinem Vater habe er ebenfalls aufgegeben und öffne die Flasche süßeren Weins, denn eigentlich gehe es doch darum, zusammen zu sitzen und zu erzählen…

Wir verbrachten den Nachmittag auf dem schönen Weingut und wurden tatsächlich von einem heftigen Regenschauer überrascht. Dem Wein und der Antipastiplatte tat das aber keinen Abbruch …

Finca las Nubes
Finca las Nubes

Weiter ging es ins kleine Tafi del Valle (4.000 Einwohner), das uns durch seine Lage auf 2000 Höhenmetern zwischen zwei Bergketten eine angenehme Abkühlung brachte. Auf der Straße begegneten uns unzählige Reiter in traditioneller Kleidung, die aus dem gleichen Grund wie wir aus der Umgebung nach Tafi del Valle gekommen waren: das alljährlich stattfindende, zwei Wochen andauernde Festival Nacional del Queso, also das nationale Käsefest!

Nationales Käsefest

Gegen 21 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Arena, zahlten den Eintritt und betraten das Gelände mit diversen Essensständen und der riesigen Bühne, wo bemerkenswert viele Bands Musik spielten und Tanzgruppen ihr Können zum Besten gaben. Nur den Käse fanden wir nicht. Nirgendwo. Etwas irritiert begaben wir uns mit Bier und Essen auf die zu dem Zeitpunkt kaum besetzte Tribüne und beobachteten die Menschen. Gegen Mitternacht füllte sich das Gelände mit Besuchern. Komplette Familien kamen mit Kinderwagen, Kleinkindern und Klappstühlen. Die Stimmung wurde ausgelassener und der populäre Fernet Branca mit Cola wurde herumgereicht. Als wir uns gegen 1 Uhr auf den Heimweg machten sahen wir lange Menschenschlangen am Eingang. Beide Nächte hörten wir die feiernden Menschen bis in die frühen Morgenstunden, und das am Ende der beiden Wochen!

Den Folgetag mieteten wir uns erneut Fahrräder und erkundeten die wunderschöne Umgebung mit ihren grünen Hügeln um den Lago de Angostura. Nach der kargen Pampa im Süden Argentiniens und der trockenen Landschaft im Norden Argentiniens wirkte die Region wie eine kleine grüne Oase. Die Rückfahrt endete mit einem platten Reifen und einer Mitfahrt auf einem Pickup zurück nach Tafi del Valle.

Tafi del Valle
Tafi del Valle

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