Christchurch und Canterbury

Wehmütig verließen wir Südamerika am 11.3. um 23.45 Uhr und landeten nach etwa 14 Stunden am Freitag, den 13.3. um 7 Uhr morgens in Christchurch. Trotz Schlafmangel schafften wir es durch die kritischen Fragen des Grenzbeamten und durften, nach Volldesinfektion unserer Wanderschuhe beim Biosecurity Check, problemlos einreisen. (Wären wir zwei Tage später eingereist, hätten wir uns bereits in zweiwöchige Quarantäne begeben müssen. Weitere zwei Wochen später war die Grenze dicht.)
Nach sehr langer Zeit mussten wir uns das erste Mal nicht mehr mit dubiosen Taxifahrern herumschlagen, sondern konnten einfach in den öffentlichen Bus ins Stadtzentrum einsteigen.

Christchurchs Ruf als sehenswerte Stadt ist nicht gerade der Beste, erst recht nicht nach den verheerenden Erdbeben von 2010 und 2011, die etwa 80 % der Gebäude im Stadtzentrum beschädigt haben. Aufgrund des erwarteten (und eingetretenen) Jetlags und kleinem, aber positivem Kulturschock hatten wir trotzdem drei Tage in der Stadt eingeplant. Wir hatten keine großen Erwartungen und wurden positiv überrascht. Das Zentrum ist, bis auf die Kathedrale, weitestgehend wieder neu aufgebaut worden und man genießt jetzt weite große Plätze mit vielen Grünanlagen.

Wir besuchten den Botanischen Garten, eine interaktive Bücherei und genossen endlich wieder ordentlichen Kaffee in den gut besuchten Cafés. Und mussten viel Konzentration aufbringen, nach sechs Monaten das Toilettenpapier wieder in die Toilette statt in den Eimer daneben zu werfen.

Am 16. März konnten wir dann unseren gebuchten Campervan abholen und auch der Vermieter versicherte uns nochmal, dass wir in unserem Selbstversorger-Van keine Corona-Probleme bekommen würden …

Los ging‘s auf die Banks Peninsula, eine Halbinsel östlich von Christchurch, die von zwei Vulkanen geformt worden ist. Die Küstenstraße schlängelt sich durch viele wunderschöne Buchten und Häfen, wie z.B. der kleinen, ehemalig französischen Siedlung Akaroa, in der wir unsere Fish&Chips gegen die Möwen verteidigen mussten. Die zentrale, hochgelegene Bergstraße auf dem Rückweg erlaubte einem Blicke zu beiden Seiten über Landschaft und Meer. Durch all die Fotostopps wurden aus zwei eingeplanten Tagen ganz schnell drei. Das sollte uns in Neuseeland ab sofort öfters so gehen …

Wir fuhren weiter ins Landesinnere von South Canterbury, die Mackenzie Region mit ihren hügeligen Feldern, Schafherden und unglaublich türkisen Seen. Bei strahlendem Sonnenschein legten wir überall Foto- und Picknickstopps ein und genossen die freundliche und zwanglose Kommunikation mit den Neuseeländern, die überall sofort ein Schwätzchen mit einem beginnen.

Nach einem wirklich scheußlichen Regentag, den wir in, mit Gletscherwasser gespeisten, Hot Tubs verbrachten, folgte unser bisheriger Höhepunkt Neuseelands, der Mt. Cook Nationalpark. Direkt am Fuße der neuseeländischen Alpen befindet sich ein Campingplatz mit Bergpanorama.

Campingplatz mit Bergpanorama
Campingplatz

Unsere Tageswanderung führte zur 1800 m hoch gelegenen Mueller Hütte, vorbei am Mueller Gletscher, mit wahnsinnigen Ausblicken u.a. auf Mt. Cook, den höchsten Berg Neuseelands. (Hier macht z.B. Neuseelands Outdoorhersteller Kathmandu seine Werbefotos).

Auf dem Campingplatz machten wir außerdem das erste Mal Bekanntschaft mit Keas, den Bergpapageien Neuseelands. Frech, neugierig und laut – wir waren sofort große Fans von ihnen. Anscheinend sorgen sie aber mit ihrem Entdeckersinn für kaputte Gummidichtungen an Autos und Wohnmobilen …

Keas streiten um den Plastikdeckel einer PET Flasche

Am Morgen des 23.3. war der Campingplatz dann so leer, dass selbst wir es mittlerweile nicht mehr nur gut, sondern auffällig fanden. Wir beschlossen, den Regennachmittag im Café im Ort zu verbringen und uns im Wlan coronamäßig auf den neuesten Stand zu bringen. Leider war an dem Morgen die Eskalation auf Stufe 3 des Pandemie-Plans erfolgt und alle Cafés mussten noch an diesem Tag schließen, so dass wir in der Lobby des einzigen Luxushotels im Ort landeten. Es herrschte eine merkwürdige, beinahe unheimliche Stimmung in dem schon fast leeren Hotel. Wir erfuhren vom nationalen lockdown, der zwei Tage später beginnen und uns auch im Campervan nicht verschonen würde, da wir uns nicht mehr von der Stelle bewegen dürften. Bevor wir am nächsten Tag ohne festen Plan in Richtung Christchurch zu unseren Vermietern aufbrachen, besuchten wir am späten Abend noch die letzte Astronomiestunde im Aoraki Mckenzie international dark sky reserve. (Wusstet ihr, dass es so etwas auch in Deutschland gibt ?!) Während dieser war die Sicht wolkenbedingt ziemlich schlecht, was schade war, denn generell hat man hier einen unglaublich tollen Blick auf die Milchstraße.