Nach nur neun überraschend unkomplizierten Stunden Busfahrt (einschließlich 2x Umsteigen) gelangten wir in die abgelegene Hitze der Tatacoa Wüste, die eigentlich gar keine Wüste ist. Sie liegt im doppelten Regenschatten zwischen Zentral- und Ostkordillere (jährliche Niederschlagsmenge 1000 mm). Geschätzt kam die Hälfte dieser jährlichen Menge am nächsten Morgen unseres Besuchs vom Himmel. Glücklicherweise war der Spuk nach einer Stunde vorbei und wir konnten doch noch aufbrechen und hatten sogar die erste Hälfte des Tages Wolken, die uns gegen die unerbittliche Sonne schützten (die Wüste befindet sich 3° nördlich des Äquators). Zunächst mit dem Tuktuk und anschließend zu Fuß erkundeten wir den roten Abschnitt, bedingt durch Eisenablagerungen, im Anschluss den grauen Teil, bedingt durch Meeresmineralien (zumindest haben wir unseren spanischen Guide so verstanden, vielleicht ging es auch um Eissorten). Völlig bizarr wirkte das erfrischende Schwimmbecken inmitten der Wüste, gespeist durch eine natürliche Wasserquelle. Am Abend versuchten wir es noch in einer der zahlreichen Astronomie Lehrstunden, die dort wegen der geringen Lichtverschmutzung angeboten werden, hatten aber leider aufgrund von Wolken schlechte Karten. Wir erhaschten trotzdem einen kurzen Blick durchs Teleskop auf den Mond und Jupiter.
Den folgenden Tag verbrachten wir erneut im Bus auf dem Weg nach Popayan. Laut Lonely Planet das Städtchen mit der zweitschönsten Altstadt Kolumbiens (nach Cartagena). Was soll ich sagen? Not. Wir genossen die Stadt mehr aufgrund der an einer Hand ab zuzählenden Touristen und beobachteten die Kolumbianer auf dem Central Plaza. Außerdem bezogen wir zum ersten Mal ein Airbnb, was bei Ankunft einen Telefonanruf auf spanisch erforderte (Puh!). Die 2 Zimmer Wohnung war erneut im Kolonialstil mit unglaublich hohen Decken und Fenstern bis zum Holzdielenboden. Interessanterweise befand sich das Bad im Esszimmer mit nur 2m hohen und nach oben offenen Wänden…
Vom anschließend geplanten südlichen Stop nach Popayan hätte unser Bus über die Grenze nach Ecuador gehen sollen (der teuer am Flughafen Madrid gebuchte Bus). Die Email des Anbieters bestätigte dann leider endgültig, dass keine Busse fahren würden aufgrund der Unruhen in Ecuador. (Proteste aufgrund gestrichener Benzinsubstitutionen, die eine Preiserhöhung um 110 % bedingten. Der Streik des Transportsektors weitete sich aus. Es folgten Ausnahmezustand, Ausgangssperre und die Flucht der Regierung aus Quito). Wir könnten aber gerne bis zur Grenze mitfahren und da warten…
Auf der Suche nach alternativen Reisezielen in Kolumbien stand dann Cali, die Hauptstadt des Salsas neu auf der Liste. Aus den ursprünglich geplanten zwei wurden dann letztlich vier Nächte. Plötzlich waren wir gezwungen, langsamer zu reisen, in der Hoffnung doch noch nach Ecuador zu kommen und nach kurzer Irritation konnten wir das sehr gut genießen. Die Tagesaktivitäten begrenzten sich auf eine, der Kaffeekonsum schoss in die Höhe. Tobi ging zum Friseur (2,80 Euro). Und wir schafften es im 3. Anlauf doch noch in einen richtigen traditionellen Salsa Club. Nach unserer einzelnen Salsa Tanzstunde schafften wir es zwar kaum, auch nur den Takt zu finden, aber es war traumhaft, den Kolumbianern beim Tanzen zuzuschauen und die Musik zu genießen.
In Cali strandeten dann tatsächlich so einige Reisende, die entweder nicht nach Ecuador einreisen konnten oder es auf verrückteste Weise irgendwie aus Ecuador heraus geschafft hatten. Angeblich zahlte einer für eine Autofahrt zur Grenze 1 USD pro Kilometer. Nach 40 km entschied er sich die noch fehlenden 40 km zu Fuß zurückzulegen (mit Rucksack). Mein Highlight war die Ausreise eines anderen Touristen auf dem Pferderücken…