Mit dem Nachtbus ging es weiter nach Cusco, der ehemaligen Hauptstadt des Inkareiches und dadurch touristischer Anziehungspunkt aufgrund der vielen Baudenkmäler.
Zunächst besuchten wir die noch vorhandenen Inkaruinen in unmittelbarer Nähe von Cusco. Diese waren durch einen schönen Spaziergang zu erreichen. Ehrlicherweise waren aber wieder die Alpakas zwischen den alten Steinen das wahre Highlight.
Unser Abstecher ins Sacred Valley (das landwirtschaftlich bedeutendste Hochtal der Inkas) nach Pisac, einer Bergfestung mit erhöhter Lage und vielen Terrassen, beeindruckte uns schon mehr. Die Terrassen wurden zum Anbau von Feldfrüchten (Mais, Kartoffeln, Quinoa) genutzt und konnten eine beeindruckend große Anzahl an Menschen bei Hungersnöten versorgen. Denn wie unser peruanischer Guide so schön und auch immer wieder sagte „We cannot forget, the Inkas were farmers.“. Ganz zufälligerweise befand sich in dem kleinen Ort am Fuß der Festung der heute angeblich schönste und authentischste Handwerkermarkt in Peru. Mit gegenseitiger Unterstützung feilschten wir wie alte Hasen um (angeblich) reine Alpaka-Decken. (Linda in ihrer weisen Voraussicht hatte zusätzlichen Stauraum für den Rückflug bedacht und so wartet auch auf uns nächstes Jahr eine kuschelige Decke – Ja, wir brauchten die. Unbedingt.)
Das Highlight der Inka Ruinen, aufgrund seiner Größe, Lage und dem gut erhaltenen Zustand, stellt Machu Picchu dar. Üblich für Wanderbegeisterte ist es, auf einem der alten Inkapfade über vier Tage zur Ruine zu wandern. Aufgrund seiner Popularität ist die Anzahl an Wandergruppen entsprechend hoch und die Veranstalter lassen sich das Ganze mit etwa 600 USD pro Person bezahlen. Daher entschieden wir uns für eine alternative 5 Tages-Wanderung, den Salkantay Trek. Erneut splittete sich unsere Reisegruppe auf, da diesmal Tobi leider krank wurde. Linda und Marc erklommen in den ersten Tagen tapfer u.a. den 4700 m hohen Pass, während Tobi und ich nur für den letzten Wandertag noch dazu stießen. Die Unterkünfte (Zelt und Hostel) waren mehr als rustikal und olfaktorisch kein Genuss, das Essen hingegen war einfach aber lecker und in absurd großen Mengen vorhanden.

Am letzten Tag war es soweit und wir sollten Machu Picchu zu sehen bekommen, die heilige Stätte, in welcher dem Sonnengott gehuldigt wurde. Linda und ich starteten um 4.30 Uhr morgens in die Bus-Schlange, Marc und Tobi um 4.15 Uhr zu Fuß (Treppen über 400 Höhenmeter), um pünktlich um 6 Uhr als eine der Ersten die Ruine betreten zu können. Und es hat sich gelohnt. Der Anblick der Ruine, von den hohen Felsspitzen umringt und zu dem Zeitpunkt von Wolkenschleiern durchzogen, war großartig.
Unser Guide erzählte uns noch von Beispielen, die das beeindruckende Wissen der Inka bezeugen, z.B. die Errichtung des Sonnentors, durch das genau zur Sommersonnenwende die Sonnenstrahlen in ein Fenster des mehrere hundert Meter entfernten Sonnentempels fallen. Mit Hilfe dieses Tempels und seiner drei Fenster, wurden die Jahreszeiten gemessen (wichtig für Farmer, „because we cannot forget … ;)“). Hängen geblieben ist aber vor allem der Grund, warum mittlerweile keine der gefragten Werbeaufnahmen in Machu Picchu mehr erfolgen dürfen: Eine Bierfirma hat 2002 bei den Aufnahmen einen heiligen Stein der Inka zerstört (Ecke abgebrochen). Reaktion unseres Guides: „Welcome to my country“.

Erwähntes hoch oben gelegenes Sonnentor erklommen wir zwar, den Blick zurück auf Machu Picchu verhinderte aber eine dichte Wolkendecke inklusive Dauerregen. Zwischen den eigentlichen Gebäudeanlagen hatten wir zwar nochmal Glück und genossen großartigen Sonnenschein, mussten die Anlage aber mittlerweile (etwa 10 Uhr) mit vielen, vielen anderen Touristen teilen. Zu diesem Zeitpunkt machten sich die Anstrengungen der letzten Tage, das frühe Aufstehen und das ausgebliebene Frühstück bemerkbar und wir bewegten uns eher zügig Richtung Ausgang und entschieden uns einstimmig für den Bus nach unten ins Dorf. Nach einem Mittagessen nahmen wir im schicken Zugabteil von PeruRail Platz und genossen eine entspannte Zugfahrt zurück Richtung Cusco (die schöne Landschaft wurde nicht mehr von allen wach und aufmerksam wahrgenommen …).
Die letzten beiden Tage in Cusco verbrachten Marc und Linda mit Shopping (u. a. eine Panflöte und eine Holzmaske des Inka-Chefs), das den einst großzügig bemessenen, zusätzlichen Stauraum schnell dahin schmelzen ließ. Linda und ich leisteten uns eine wohlverdiente Massage und das Abtauchen in einem Inka-Bad (sehr heißes Bad mit Eukalyptus-Zweigen und Blütenblättern). Wir genossen Alpaka Steak und spanischen Rotwein und bildeten uns im Pisco-Museum fort. Schließlich bestellten Tobi und Marc als ein lokales must-do Meerschweinchen zum Abendessen. Dieses wird zunächst in seiner Gänze zum Tisch gebracht, damit die Touris alle ihre Fotos machen können und dann vom Kellner wieder abgeholt und in der Küche zerteilt, da es sonst unmöglich zu essen ist. Tobis Fazit: geschmacklich wie Hähnchen, mühsam zu essen. Marcs Fazit: Was habe ich getan??!?
Mit dem Flugzeug ging es zurück nach Lima (Alternative wäre mal wieder eine 24 stündige Busfahrt gewesen), wo wir die letzten beiden Tage noch die Altstadt und das Künstlerviertel Barranco erkundeten. Nach einem letzten, Pisco-reichen Abschied traten die Berliner den Rückflug nach Europa an.